Bilanz 2004
Januar bis Febraur 2004
Kindersoldaten – Aktion Rote Hand
Wir wollten mit der „Aktion Rote Hand“ einen Gedenktag für Kindersoldaten in Deutschland etablieren. Unterstützt von UNICEF, terre des hommes, MISEREOR, Kindernothilfe und EED konnten wir im Februar etwa 10.000 Jugendliche zum Mitmachen motivieren. Sie färbten sich die Hände rot und bedruckten damit Leinwände, sie fotografierten sich mit roten Händen und schickten uns diese Fotos. In vielen Schulen wurde das Thema Kindersoldaten im Unterricht behandelt. Lehrerinnen und Lehrer erhielten von uns zur Unterstützung eine Lehrerinformation. Wir stellten das Material der Partnerorganisationen zur Verfügung und vermittelten Referenten. Die vielen Digitalfotos, die bei uns eingingen, sind ein schöner Beweis der gelungenen Aktion. Wichtiger aber ist, dass sich die Jugendlichen im Unterricht intensiv mit dem Schicksal von Kindersoldaten beschäftigt haben. Es zeigte sich, dass auch über den Red Hand Day hinaus viele Schulen die Aktion durchführten.
12.o2.2004
Kindersoldaten – Red Hand Day
FRIEDENSBAND hatte sich zur Aufgabe gemacht, den Red Hand Day als bundesweiten Gedenktag für die Kindersoldaten durchzusetzen. Als wir erfuhren, dass die didacta in Köln genau in dieser Zeit, also rund um den 12. Februar stattfand, planten wir die Veranstaltung dort. Von Kindernothilfe und terre des hommes bekamen wir für zwei Stunden den Platz, holten die Kindersoldatin Senait Mehari, die gerade bekannt geworden ist durch ihren dritten Platz beim Contest-Wettbewerb (sie war für die taz angetreten) nach Köln. Eine Realschulklasse aus Dormagen kam ebenfalls. Es wurde eine denkwürdige Gedenkveranstaltung die gleichzeitig Pressekonferenz war. Julitta Münch, Moderatorin der Sendung Hallo Ü-Wagen führte durch das Programm. Mitten in der Veranstaltung kam wie geplant das Luftbild der Außenaktion des Albertus-Magnus-Gymnasiums in Köln. Die Jugendlichen bildeten eine riesige rote Hand, wir organisierten einen Fotografen, der ein Luftbild davon machte und sofort per Internet auf die Bildungsmesse didacta übertrug. Alle Organisationen, die zu dem Thema arbeiten, werden gebeten, an diesem Tag eine Presseerklärung herauszugeben.
Beschneidung – Nein zu Beschneidung von Mädchen
Auch in Deutschland ist weibliche Genitalbeschneidung ein Thema: Mindestens 24.000 betroffene Frauen und 6000 von Beschneidung bedrohte Mädchen leben bei uns. Mit einer Ärzteaktion wollten wir ihre Situation verbessern. Viele deutsche Ärztinnen und Ärzte haben keine Informationen, wie sie mit den Problemen betroffener Mädchen und Frauen umgehen können. Schülerinnen und Schüler erhielten bei uns ein Informationspaket. Mit einer Medizinischen Fachinformation und einem Fragebogen gingen sie zu Frauenärzten. Anhand der ausgefüllten Fragebögen erstellen wir eine Liste von Ärztinnen und Ärzten für betroffene Mädchen und Frauen. Mit einer gut besuchten Bundespressekonferenz machten wir auf das Thema aufmerksam. Für den Unterricht erstellten wir eine Lehrerinformation. Partner waren: GTZ, TERRE DES FEMMES, (I)NTACT, Plan International, FORWARD, FIDE, stop mutilation, TABU.
Mai bis Juli 2004
Fairness für Kinder! – Kinderarbeit und Fairer Handel
Weltweit arbeiten 350 Millionen Kinder, die Hälfte davon unter schlimmsten Bedingungen. Meist verdienen ihre Eltern zu wenig und sie müssen helfen, ihre Familie zu ernähren. In der Kampagne „Fairness für Kinder!“ forderten Jugendliche von Erwachsenen Faires Handeln ein. Die Partnerorganisationen unterstützen Projekte gegen Kinderarbeit. Jedes erzählt eine persönliche Geschichte. Jugendliche suchten sich IHR Projekt aus und wurden dadurch zum Botschafter für DIESES Projekt. Sie erklärten den Erwachsenen den Zusammenhang zwischen Kinderarbeit und Fairem Handel: Kinder müssen nicht arbeiten, wenn ihre Eltern genug verdienen! Überzeugte Erwachsene unterschrieben, dass sie in Zukunft monatlich zwei Produkte aus dem Fairen Handel kaufen – und spendeten einen Euro für das Projekt der Jugendlichen.
Oktober bis Dezember 2004
Aktion tagesschau – Nachrichten auf der Spur
Wir nutzten die Faszination Fernsehen, um Jugendliche für Eine-Welt-Themen zu interessieren. Dabei sollten sie den Bezug herstellen zwischen Geschehnissen in anderen Teilen der Welt und bei uns. Was haben wir mit den Konflikten im Sudan, in Nahost oder im Irak zu tun, was mit Hunger und Aids? Unterstützt wurde die Aktion von Brot für die Welt, Welthungerhilfe und der Tagesschau.
28.12.2004
Flutkatastrophe – Kleines Geld für große Not
– Bei der Flutkatastrophe waren besonders viele Kinder unter den Opfern. Wir konnten trotz der Ferien durch die engen Kontakte zu unseren Partnerorganisationen eine Aktion vorschlagen und bereits anfang Januar veröffentlichen. Jugendliche aus ganz Deutschland unterstützten unsere Aktion „Kleines Geld für große Not“.
Start der Aktion Rote Hand
FRIEDENSBAND hatte zum 10.11.2003 alle Organisationen zum Themenforum „Kindersoldaten“ eingeladen. Am 18.11.2003 veröffentlichten wir folgendes Protokoll:
Im Mittelpunkt wird der „Red Hand Day“ stehen, ein internationaler Gedenktag gegen den Missbrauch von Kindern für Kriege. Nach Angaben von terre des hommes und Kindernothilfe ist dieser Tag bisher von der deutschen Öffentlichkeit noch nicht so stark wahrgenommen worden, wie man sich das wünscht. Wir haben uns daher für den Monat Februar zur Aufgabe gesetzt, diesen Tag intensiv in die Medien – und natürlich in die Schulen zu bringen – gemeinsam mit terre des hommes und Kindernothilfe und mit Unterstützung von unicef. Das Motto lautet „Nein zu Missbrauch von Kindern im Krieg“.
Das Themenforum „Kindersoldaten“ fand am 10.11.2003 statt.
terre des hommes machte deutlich, dass sie mit ihren Arbeitsgruppen und KinderrechtsTeams voll dabei sind. tdh liefert auch die „roten Hände“ für die Aktion am 12.2. in Köln.
Kindernothilfe ist ebenfalls mit all ihren Möglichkeiten dabei. Sie werden vor allem ReferentInnen, Material und Auslandskontakte zur Verfügung stellen.
LandesschülerInnenvertretung NRW ist begeistert, haben aber noch keinen Beschluß gefasst. Sehr wahrscheinlich sollen wir am 23.11. auf ihrem Kongress die Aktion vorstellen.
Schulministerium NRW war von der Aktion sehr angetan – weitere Gespräche werden folgen.
Unicef möchte in jedem Fall mitmachen – vielleicht nur mit ReferentInnen und Material.
PRO ASYL wird mit Informationsmaterial dabei sein, wo entsprechende Anfragen sind, verweist auf den Landesflüchtlingsrat der noch einmal angesprochen wird.
DED – Regionalstelle für entwicklungspolitische Bildungsarbeit ist an einer Zusammenarbeit sehr interessiert und wird z.B. die Kontakte zu MitarbeiterInnen in Angola herstellen.
Greenpeace ist sehr interessiert am April-Thema „Walderzerstörung“.
SchülerInnen aus Dortmund haben die SV in der Umgebung angesprochen und wollen die Schulen aktivieren.
Deutlich wurde, dass die durch Aktion Weißes Friedensband als Impuls eingebrachten Themen in den Schulen über den Vierwochenzeitraum hinaus weiterbearbeitet werden können und dass die SchülerInnen dabei die volle logistische Unterstützung der Aktion bekommen.
Darüber hinaus möchte sich das Friedensdorf Oberhausen mit einer Aktion beteiligen. In ihrer Begegnungsstätte kommen jährlich über 40 Jugendgruppen zusammen.
Außerschulische Aktionen:
Mit einer Pressekonferenz gemeinsam mit terre des hommes und Kindernothilfe am 4.2.2004 bringen wir das Thema „Kindersoldaten“ in die Medien.
„Red Hand Day“
am 12.2.2004:
- Aktion Rote Hände mit SchülerInnen des Albertus-Magnus-Gymnasiums, Köln. Ein Luftbild wird an die Medien weitergeleitet und per Internet auf die Bildungsmesse didacta übertragen, wo zeitgleich eine Pressekonferenz stattfindet. Alle Organisationen, die zu dem Thema arbeiten, werden gebeten, an diesem Tag eine Presseerklärung herauszugeben.
- Aktion SchülerInnen zeigen die Rote Hand – landesweit färben sie ihre linke Hand mit Hautfarben rot und machen Aktionen. Sie schicken Digitalfotos und Infos, die sofort ausgedruckt und auf der didacta gezeigt werden.
- Installation „Aktion Rote Hände“ – 500 rote Hände, ca. 20 cm hoch, werden auf der Rasenfläche zwischen Landtag und Stadttor (Staatskanzlei NRW) aufgestellt (mit terre des hommes)
- Frag den Opa – Kindersoldaten in Deutschland: Was haben unsere Großväter im 2. Weltkrieg erlebt?
- Wettbewerb und Preisverleihung: SchülerInnen zeigen die Resultate ihrer Aktionen, wie Theaterstücke oder Plakate, Aktionsideen oder Internetseiten.
Innerschulische Aktionen:
Grundlage ist „learn-line“, die Internet-Plattform des Landesinstituts für Schule. Dort finden die LehrerInnen und SchülerInnen alle wichtigen Informationen, um die Recherche-Projekte umsetzen zu können.
SchülerInnen fragen bei den Zeitungen und Zeitschriften der Länder, in denen es Kindersoldaten gibt um die inländische Sichtweise kennenzulernen. Sie haben Gelegenheit, ihre Fragen bei den RedakteurInnen und JournalistInnen zu stellen, unterstützt von IPS und DED.
Per Email können sie mit Jugendlichen in Uganda und anderen Ländern korrespondieren. Darunter sind auch ehemalige Kindersoldaten. Die SchülerInnen können ihre Fragen an MitarbeiterInnen des DED in diesen Ländern stellen. Auch über terre des hommes und Kindernothilfe sowie über gpn GlobalPartnershipNet werden Email-Kontakte ermöglicht.
Die internationale Nachrichtenagentur IPS (Inter Press Service) richtet ein Nachrichtenarchiv zum Thema Kindersoldaten und zu verwandten Themen ein. Sie wurde 1964 von lateinamerikanischen JournalistInnen gegründet, die vor den Didaktoren in ihren Heimatländern fliehen mussten. Inzwischen ist es eine große Nachrichtenagentur geworden, die ihren ursprünglichen Auftrag immer noch verfolgt: sie berichten sehr intensiv und gut lesbar über die Situation in den Ländern der sog. dritten Welt. Täglich werden aktuelle Agenturmeldungen und Artikel geliefert. Durch Originaltexte in Englisch und Spanisch wird Sprachkompetenz gefördert. Internationale Links zu Organisationen und Medien werden von IPS ausgesucht und kommentiert.
In einem Infopool finden die SchülerInnen aktuelle und Hintergrundinformationen von terre des hommes, Kindernothilfe, unicef und Forum Ziviler Friedensdienst. ReferentInnen dieser Organisationen gehen in die Schulen. Einen wöchentlichen Pressespiegel liefert das IZEP – Informationszentrum Entwicklungspolitik (InWEnt).
Für die Umsetzung der Aktionen stehen den SchülerInnen alle Formen von Kunst, Kultur und Medien zur Verfügung. KünstlerInnen und Medienfachleute stellen sich zur Verfügung, die Ergebnisse der Recherchen zu verarbeiten.
Mädchenbeschneidung
Initiative „Nein zu Beschneidung von Mädchen“
Vom 22.3. bis 31.8.2004 haben wir die Initiative „Nein zu Beschneidung von Mädchen“ durchgeführt. Die Idee dazu kam zustande, als uns betroffene Frauen berichteten, dass die Ärztinnen und Ärzte in Deutschland wenig darüber wissen, wie sie medizinisch und psychologisch mit diesen Patientinnen umgehen sollen. Wir beschlossen deshalb, die Situation betroffener Mädchen und Frauen in Deutschland in den Mittelpunkt zu stellen.
Uns war klar, dass „Beschneidung“ ein sehr schwieriges Thema ist und dass es vermutlich nicht einfach werden würde, es in die Öffentlichkeit zu bringen, in Schulen und Medien, und Ärzte darauf anzusprechen. Deshalb haben wir keine zahlenmäßig großen Erfolge erwartet. Dennoch haben wir einiges erreicht und auf den Weg gebracht. Dies sind gute Ansatzpunkte für die weitere gemeinsame Arbeit zum Thema „Beschneidung von Mädchen und Frauen“.
Es gelang uns, zum Thema „Beschneidung“ alle wichtigen Organisationen in Deutschland zusammenzubringen: GTZ, TERRE DES FEMMES, (I)NTACT, Plan International und FORWARD. Beteiligt waren als Partner auch Vereine in Nordrhein-Westfalen wie stop mutilation, FIDE und TABU sowie die LandesschülerInnenvertretung NRW. Als Schirmfrau konnte Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, gewonnen werden.
Wir haben den Kontakt zu den Partnerorganisationen gepflegt und in Absprache mit ihnen eine Bundespressekonferenz, eine Informationsveranstaltung und die Ärzteaktion organisiert. Wir hat die Materialien der Partnerorganisationen gesichtet, Informationspakete zusammengestellt und verschickt.
Einrichten einer Webseite
Auf unserer Webseite wurden die Informationen gebündelt. Dort finden Schülerinnen und Schüler und andere Interessierte die Materialien der Initiative zum Herunterladen, die beteiligten Organisationen, die Ärzteaktion zum Mitmachen, die Ärzteliste und einen Informationspool mit Nachrichten. Die Webseite bleibt auch nach Ende der Maßnahme bestehen und wird von Aktion Weißes Friedensband weiter gepflegt.
Beschaffen von Informationen zum Thema „Beschneidung“
Eine wichtige Hilfe für die Bearbeitung des Themas im Unterricht war die ständig aktualisierte Nachrichtenseite. Aus verschiedenen deutschen und internationalen Presseportalen und Medien wurden aktuelle Nachrichten aus Ländern zur Verfügung gestellt, in denen Beschneidung von Mädchen vorkommt. Wegen des anhaltenden Interesses an dem Thema setzen wir diese Arbeit fort.
Informationspaket
Neben den Materialien der Partnerorganisationen enthielt das Informationspaket einen Flyer, eine Medizinische Fachinformation und einen Fragebogen für Ärztinnen und Ärzte. Aktion Weißes Friedensband stellte die Materialien individuell zusammen und verschickte das Paket an interessierte Lehrer, Schülerinnen, Einzelpersonen und Organisationen. Insgesamt wurde das Informationspaket von mehr als 50 Stellen angefordert.
So ließ sich UNICEF das Informationspaket schicken. Der Eine-Welt-Kreis der Stadt Velbert nutzte es für eine Veranstaltung zum Thema „Beschneidung“ im Juni 2004. Der Ev. Kirchenkreis Gladbach-Neuss bestellte Material für 50 Frauen zum Verteilen an ihre Ärztinnen und Ärzte. Für eine Veranstaltung mit der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Aachen forderte die TERRE DES FEMMES-Städtegruppe Aachen das Informationspaket an. Schülerinnen wandten sich an uns mit der Bitte um Unterstützung und Materialien für ihre Facharbeit. Der Integrationsbeauftragte der Landesregierung Nordrhein-Westfalen nutzte die Materialien beim Integrationskongress im Juni 2004. Darüber hinaus gab es auch direkte Anfragen für konkrete Hilfe. Eine betroffene Frau suchte plastische chirurgische Hilfe zur Wiederherstellung der Genitalien. Der beim Jugendamt Düsseldorf zuständige Mitarbeiter für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge bat um Informationen: „So ist ein von mir betreutes Mädchen aus Niger von dieser Verstümmelung betroffen. Ich bitte um die Zusendung des Infopaketes und des Fragebogens, damit ich dieses der behandelnden Ärztin zukommen lassen kann.“
Ärzteaktion
Eine wichtige Zielgruppe unserer Initiative waren Ärztinnen und Ärzte. Viele Frauen in unserem Verein sind selber von Beschneidung betroffen. Oft haben wir die Erfahrung gemacht, dass die Ärztinnen und Ärzte in Deutschland wenig darüber wissen, wie sie medizinisch und psychologisch mit betroffenen Frauen umgehen sollen. Das führt für diese Frauen zu Problemen wie schmerzhafte gynäkologische Untersuchungen oder dass ihre Vagina nach einer Entbindung zu eng zugenäht wird. In Gesprächen werden die Frauen mit Unkenntnis und Unverständnis seitens der Ärzte konfrontiert. Ihnen selber fällt es häufig sehr schwer, den Ärzten gegenüber offen über ihre Beschneidung zu sprechen – aus Scham, weil es in ihrer Kultur ein Tabuthema ist, wegen Sprachschwierigkeiten oder Unkenntnis der eigenen Situation.
Die Ärztinnen und Ärzte finden kaum Fachinformationen zum Thema „Beschneidung“. Der Frauenarzt Dr. Christoph Zerm hat deshalb für die Initiative eine Medizinische Fachinformation erstellt – die erste überhaupt. Gemeinsam mit ihm hat Aktion Weißes Friedensband einen Fragebogen entwickelt, um die Kenntnisse und Erfahrungen von Ärztinnen und Ärzten zu ermitteln. Damit bauen wir eine Ärzteliste für betroffene Frauen auf. Fachinformation und Fragebogen waren Teil des Informationspaketes. Schülerinnen und andere Interessierte nutzten es, um sich selber zu informieren und Fachinformation und Fragebogen an (ihre) Frauenärzte weiterzugeben.
„Besonders angesprochen hat mich die Vorgehensweise der Initiative Aktion Weißes Friedensband. Bürgerinnen und Bürger in allen Teilen der Gesellschaft werden aufgefordert, sich mit der Situation der von genitaler Verstümmelung betroffenen Frauen auseinander zu setzen. Und noch mehr, sie erhalten die Möglichkeit, selber zu handeln: Z.B. indem sie zu ihren Ärztinnen und Ärzten gehen und sie von der Notwendigkeit überzeugen, sich der Problematik anzunehmen und sich in die Ärzteliste einzutragen. Es ist dieser persönliche Kontakt, der die Aktion so lebendig macht.“ Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin für Entwicklungszusammenarbeit
Auch betroffene Frauen nutzten die Medizinische Fachinformation, um ihre Ärztinnen und Ärzte zu informieren. Wir haben aber auch Ärzte und Ärzteverbände direkt angesprochen.
Zwar gibt es zahlenmäßig (noch) nicht sehr viele Rückmeldungen, aber das Interesse bei den Ärzten ist geweckt und die Ärzteliste wächst – auch nach Ende der Maßnahme. Unseres Wissens hat es bisher eine Ärzteliste für betroffene Frauen vorher nicht gegeben, so dass dies ein wichtiger Erfolg und ein guter Ansatzpunkt für die weitere Arbeit ist. Fast alle Ärztinnen und Ärzte, die den Fragebogen zurückgeschickt haben, haben Informationen für ihre Patientinnen angefordert und dafür Informationspakete erhalten. Die meisten von ihnen sind an weiteren Informationen und an einer Fortbildung zum Thema „Beschneidung“ interessiert. Aktion Weißes Friedensband möchte deshalb in diesem Jahr eine Fortbildung für sie organisieren.
Pressearbeit / Bundespressekonferenz am 29.4.2004
Die Öffentlichkeitsarbeit von Aktion Weißes Friedensband richtete sich insbesondere an Jugendliche, Lehrerinnen, Ärzte und Multiplikatorinnen. Die Medien erreichten wir mit einer gut besuchten Bundespressekonferenz im Presseclub Bonn zum Start der Initiative „Nein zu Beschneidung von Mädchen“. Dies ist der hervorragenden Pressearbeit von Aktion Weißes Friedensband zu verdanken, denn dass es gelang, für ein „Randthema“ wie Beschneidung eine Bundespressekonferenz zu organisieren, ist sehr ungewöhnlich. Die Resonanz war erstaunlich groß und es waren auch Vertreterinnen und Vertreter von Medien erschienen, die man bei diesem Thema eher nicht vermuten würde. So waren dpa, DeutschlandRadio, Kölner Stadt-Anzeiger, Deutsche Welle, KNA und epd dabei. Geleitet wurde die Bundespressekonferenz von Kurt Gerhardt.
Auf dem Podium waren Christa Müller, (I)NTACT und Jawahir Cumar, stop mutilation für die beteiligten Organisationen, Dr. Christoph Zerm, FIDE als Ärzte-Vertreter und Jeanette Zachäus, Aktion Weißes Friedensband für die Initiative „Nein zu Beschneidung von Mädchen“. Das Besondere: Drei Schülerinnen und drei Schüler der Realschule Lohmar berichteten über ihre Erfahrungen mit dem Thema im Unterricht. Sie hatten Jawahir Cumar als Referentin eingeladen und die Informationsmaterialien der Initiative genutzt. Die Auseinandersetzung mit dem Thema hat die Jugendlichen – Mädchen wie Jungen – nachhaltig berührt, wie der beeindruckende Bericht der Schülerin Kathrin Hellbeck zeigt.
„Ich habe in meiner 10-jährigen Schulzeit noch nie erlebt, dass eine Gruppe SchülerInnen so ernsthaft und interessiert bei einem Thema zugehört hat und dann auch noch bereit war, offen und ehrlich über ihre eigenen Gefühle zu reden, Jungen wie Mädchen. Das hat mich sehr beeindruckt und auch ein Stück weit Stolz gemacht, denn die Jugend ist wohl an vielen Themen interessiert und auch bereit, dafür Zeit zu opfern. Nur leider werden diese Themen viel zu wenig in den Schulen bearbeitet.“
Kathrin Hellbeck, 10a Realschule Lohmar
Aktion Weißes Friedensband hat eine Presseerklärung und eine Pressemitteilung herausgegeben sowie Interviewpartnerinnen vermittelt.
Folgende Medien berichteten: dpa 29.4.2004, epd 29.4.2004, epd-West 29.4.2004, KNA 29.4.2004, Weser-Kurier 29.4.2004, Kölner Stadt-Anzeiger 1./2.5.2004
General-Anzeiger 3.5.2004, Deutsche Welle 7.5.2004 (Deutsch), 8.5.2004 (Brasil), WAZ 3.6.2004. Im Vorfeld hatte bereits das Bonner Stadtmagazin Schnüss über das Thema „Beschneidung“ und die Initiative geschrieben. Auf die Presseerklärung hatte sich auch die Redaktionsleitung der Zeitschrift „Ärztin“ des Deutschen Ärztinnenbundes gemeldet. Im Dezember 2004 widmete die Zeitschrift dem Thema und der Initiative eine ganze Seite.
Informationsveranstaltung für Multiplikator*innen
Schirmfrau der Initiative „Nein zu Beschneidung von Mädchen“ ist
Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung. Sie gab der Initiative ein
Geleitwort mit auf den Weg, das sich auch an Lehrerinnen
und Lehrer richtet.
Bärbel Dieckmann, Oberbürgermeisterin der Stadt Bonn,
freute sich über die Initiative „Nein zu Beschneidung von
Mädchen“ und wünschte der Initiative in Ihrem
Grußwort einen guten Verlauf.
Zur Auftaktveranstaltung kamen Interessierte aus ganz Nordrhein-Westfalen. Sie fand ebenfalls am 29.4.2004 in Bonn statt – bei InWEnt – und wurde von Aktion Weißes Friedensband organisiert. Daran nahmen Vertreterinnen und Vertreter teil von: UNICEF, Jugendamt Düsseldorf, AWO Mettmann, InWEnt, Netzwerk Menschen mit Behinderungen in der Einen Welt, Begegnungs- und Fortbildungszentrum Muslimischer Frauen, Africa Positive Magazine, TERRE DES FEMMES Aachen, Alla Amin.
Das anschließende Podium beleuchtete die Situation beschnittener
Frauen und Mädchen in Deutschland: Was können wir konkret bei
Verdachtsfällen und zur Prävention von genitaler Verstümmelung tun?
Es diskutierten: Dr. Christoph Zerm – FIDE, Jawahir Cumar – stop mutilation,
Gritt Richter – TERRE DES FEMMES, Kathrin Hellbeck – Schülerin,
Jeanette Zachäus – Aktion Weißes Friedensband.
Julitta Münch, WDR, moderierte.
Eine Teilnehmerin äußerte, dass die Veranstaltung dem Thema „Beschneidung“ nach Jahren endlich einmal wieder ein gemeinsames Forum gegeben habe.
Das haben wir umgesetzt
Thema „Beschneidung“ im Unterricht
Eine besondere Herausforderung war es für Aktion Weißes Friedensband, eine Lehrerinformation zum Thema „Beschneidung von Mädchen und Frauen“ zu erstellen. Sie zeigt, wie dieses schwierige Thema im Unterricht umgesetzt werden kann. Dabei berücksichtigt sie die besonderen Umstände, die die Anwesenheit eines Mädchens aus einem Land mit sich bringt, in dem Beschneidung praktiziert wird. Sie hilft den Lehrern, die themenspezifischen Reaktionen der Schülerinnen und Schüler aufzufangen.
Für die Jugendlichen hat Aktion Weißes Friedensband einen Flyer zur Initiative „Nein zu Beschneidung von Mädchen“ erstellt – in jugendgerechter Aufmachung und Sprache. Er enthält Grundinformationen (Was ist Beschneidung?, Folgen, Gründe, Länder), Hinweise für einen sensiblen Umgang mit dem Thema und einen Aufruf, sich an der Ärzteaktion zu beteiligen.
„… vielen Dank für die prima ausgearbeitete Lehrerinformation. Gerne werden wir die Infos auf unsere Seite stellen.“ Sandra Göhl, TERRE DES FEMMES, Referat Genitalverstümmelung
„Darüber hinaus finde ich es besonders wichtig, dass Lehrerinnen und Lehrer angesprochen werden, das Thema in den Unterricht zu bringen. Es ist aus meiner Sicht sehr sinnvoll, diese Thematik mit Jugendlichen zu diskutieren und ihnen die Auseinandersetzung mit einer solchen ungewohnten und oft tabuisierten Materie zuzutrauen. Mich erreichen viele Briefe von Organisationen und von Jugendlichen, die zeigen, dass sich die Menschen in Deutschland mit der Problematik der Genitalverstümmelung auseinandersetzen und helfen wollen. Und hier schließt sich wieder der Kreis. Nur gemeinsam, in Zusammenarbeit mit unseren Partnerländern, internationalen Organisationen und mit breiter Unterstützung aus unserer Bevölkerung und durch deutsche Institutionen wird es möglich sein, das angestrebte Ziel – nämlich ‚das Ende der Genitalverstümmelung von Mädchen und Frauen’ – zu erreichen und damit die Rechte von Frauen und Mädchen zu stärken. Ich möchte daher an dieser Stelle der Aktion Weißes Friedensband meinen Dank und meine Anerkennung für ihre Initiative aussprechen und wünsche Ihnen weiterhin die Solidarität, die Sie zur Erreichung ihres Zieles benötigen. Auch möchte ich meine Hoffnung zum Ausdruck bringen, dass viele Lehrerinnen und Lehrer das Thema in ihren Schulen ansprechen werden, um auf diese schreckliche Menschenrechtsverletzung aufmerksam zu machen.“ Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin inisterin für Entwicklungszusammenarbeit
Stimmen und Ausblick
stop mutilation hat Aktion Weißes Friedensband gebeten, die Initiative in 2005 fortzusetzen. Gemeinsam mit den Partnerorganisationen möchten wir intensiv Frauenverbände ansprechen, um die Ärzteliste weiter auszubauen. Auf Wunsch von Ärztinnen und Ärzten planen wir eine Fortbildung zum Thema „Beschneidung“. Mit entwicklungspolitischer Filmarbeit möchten wir in Nordrhein-Westfalen verstärkt auf das Thema aufmerksam machen. Für 2006 ist geplant, den internationalen Tag gegen Mädchenbeschneidung am 6. Februar ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken.
„… So langsam tut sich ja wohl einiges, das ist gut so. Diesbezüglich scheint mir die Bilanz 2004 einen hoffnungsvollen Anfang zu signalisieren.“ Dr. Christoph Zerm, FIDE
„… die Initiative ‚Nein zur Beschneidung von Mädchen‘ ist in unserer Organisation und vor allem bei Paten und Patinnen auf großes Interesse gestoßen und wir möchten in jedem Fall weitere Aktionen zu diesem Thema unterstützen. Das von Ihnen entwickelte Material fand große Resonanz und wir verschicken es auf Anfrage von PatInnen und Interessierten noch immer bzw. verweisen auf friedensband. Besonders erfreulich finden wir, dass auch Ärzte und Ärztinnen diese Materialien in ihren Praxen ausgelegt haben. Grundsätzlich ist zu beobachten, dass das Thema ‚Genitalverstümmelung‘ mittlerweile in D bekannter geworden ist und vermehrt Eingang in Schulen findet. Dies ist mit Sicherheit auch auf Ihre Initiative zurückzuführen.“ Dr. Christina Alff, Program Department / Advisor on Gender, Plan International Deutschland e.V.
„Plan Deutschland begrüßt Ihre Vorhaben, die Ärzte-Initiative fortzuführen sowie im kommenden Jahr den internationalen Tag gegen Beschneidung von Mädchen in Deutschland bekannt zu machen, und wir freuen uns darauf, mit Ihnen diese Aktivitäten zu planen und durchzuführen.“ Samia Kassid, Programmabteilung
29.04.2004
Erfolgreicher Start der Initiative „Nein zu Beschneidung von Mädchen“
Die Initiative startete mit einer Bundespressekonferenz in Bonn
Aktion Weißes Friedensband macht auf die Situation der 24.000 Migrantinnen in Deutschland aufmerksam, die an den Folgen ihrer Beschneidung leiden. Gemeinsam mit den Fachorganisationen startet heute die Initiative „Nein zu Beschneidung von Mädchen“. Schirmfrau ist die Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Heidemarie Wieczorek-Zeul.
Diese positiven Erfahrungen sollen in den nächsten Wochen viele Schülerinnen und Schüler machen. Aktion Weißes Friedensband bietet Lehrerinnen und Lehrern Vorschläge für die Unterrichtspraxis, Informationsmaterial und Kontakte zu Referentinnen. Die Initiative hat dabei auch die von Beschneidung bedrohten Mädchen in Deutschland im Blick – ihre Zahl wird auf 6000 geschätzt. „Nach meiner fast zehnjährigen Erfahrung helfen den gefährdeten Mädchen vor allem eine breite Öffentlichkeit und sorgfältige Aufklärung über die gesundheitlichen Folgen,“ weiß Christa Müller, Vorsitzende von (I)NTACT. Man könne den Mädchen die Qualen einer Beschneidung nur ersparen, wenn man sich von außen einmische. „Wichtig ist es, sensibel zu handeln und das geht nur, wenn man gut informiert ist,“ rät Asili Barre-Dirie von FORWARD.
Informationsveranstaltung für ÄrztInnen, LehrerInnen und MultiplikatorInnen
Am 29.4.2004 fand abends bei InWEnt, Bonn, eine Informationsveranstaltung für ÄrztInnen, LehrerInnen und MultiplikatorInnen statt.
Einladung zur Bundespressekonferenz
Presseerklärung und Einladung zur Bundespressekonferenz
am 29.4.2004 um 11 Uhr
Presseclub Bonn, Heinrich Brüning Str. 20, Raum 4
Auch in Deutschland ist Genitalverstümmelung ein Thema: Mindestens 24.000 Frauen leiden an den Folgen ihrer Beschneidung und etwa 6000 Mädchen sind davon bedroht.
Mit körperlichen und psychischen Problemen kommen diese Mädchen und Frauen zu deutschen Ärztinnen und Ärzten. Nur selten entsteht ein offenes Gespräch. Hindernisgründe auf Seiten der Migrantinnen sind: Tabus, Sprachschwierigkeiten und Unkenntnis der eigenen Situation. Die Ärztinnen und Ärzte stehen in der Praxis den Mädchen und Frauen oft hilflos gegenüber, weil sie kaum Fachinformationen finden.
Mit einer Ärzteinitiative möchte Aktion Weißes Friedensband diese Lücke schließen. Start ist der 29.4.2004. Wir rufen Bürgerinnen und Bürger auf, ihre Frauen- und Kinderärzte zu informieren. Sie erhalten dafür ein Informationspaket mit einer medizinischen Fachinformation. Ein Fragebogen hilft bei der Erstellung einer Ärzteliste für betroffene Mädchen und Frauen.
Wir sprechen mit unserer Initiative auch alle Multiplikatorinnen und Multiplikatoren im Bereich Schule und Erziehung an. Lehrerinnen und Lehrer erhalten Hinweise für die Umsetzung im Unterricht.
Bei der Bundespressekonferenz informieren Sie:
- Christa Müller (I)NTACT
- Dr. Christoph Zerm Frauenarzt, FIDE
- Jawahir Cumar stop mutilation
- Jeanette Zachäus Aktion Weißes Friedensband
- Schülerinnen und Schüler der Realschule Lohmar
Als Gesprächspartnerinnen stehen Ihnen weiterhin zur Verfügung: Gritt Richter – TERRE DES FEMMES, Maren Spöhring – Plan International, Asili Barre-Dirie – FORWARD.
Schirmfrau der Initiative „Nein zu genitaler Verstümmelung von Mädchen“ ist Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
Plan International sorgt für rege Nachfrage
30.06.04 – Mit unserem Informationspaket gehen inzwischen viele Menschen zu ihren Ärztinnen und Ärzten. Besonders die Zusammenarbeit mit Plan International hat zu Nachfragen aus dem ganzen Bundesgebiet geführt: Ärzte und Lehrer haben in der Zeitschrift von Plan von der Initiative gelesen
und beteiligen sich. Machen auch Sie mit! Wegen des großen Interesses setzen wir die Initiative fort. beschneidung@friedensband.de
Kinderarbeit
Juni 2004
Kölner Schule forschte
15.6.2004 Schülerinnen und Schüler der Ernst-Simons-Realschule suchten im Kölner Stadtteil Junkersdorf nach Geschäften mit fair gehandelten Produkten und zeichneten sie mit selbstgemalten Postkarten aus.
Fair Play am Rhein
13.6.2004 Düsseldorf – Parallel zur Europameisterschaft wurde am Rhein in Düsseldorf fair gekickt. Zusammen mit dem Eine Welt Netz NRW organisierten wir ein Podium mit Ministerin Bärbel Höhn und vielen Expertinnen und Experten rund um Fußball und Fairen Handel. Julitta Münch, Vorstand von FRIEDENSBAND, moderierte die Veranstaltung.
Internationaler Tag gegen Kinderarbeit
12.6.2004 Gemeinsam mit Welthungerhilfe machten wir in Bonn auf die Situation arbeitender Kinder aufmerksam. Schülerinnen und Schüler sprachen Erwachsene an und forderten sie zum Mitmachen auf – mit großem Erfolg. Anja Roth von logo!, der ZDF-Kindersendung, moderierte. Ein Bericht wurde in logo! am 14.6. gesendet.
Juni 2004 – Verein gegründet
Aktion Weißes Friedensband ist e.V. geworden. Der Vorstand besteht aus Günter Haverkamp, Julitta Münch und Falko Stampa.
Juli 2004 – Initiative des Monats
Oeko-Fair.de, das Portal von VERBRAUCHER INITIATIVE e. V. und der GTZ (Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit) wählte unsere Kampagne „Fairness für Kinder“ von FRIEDENSBAND zur Initiative des Monats.