Bilanz 2014
FRIEDENSBAND konnte im Jahr 2014 kräftig zulegen. Unsere Projekte sind viel zielgenauer geworden, aktueller und haben bei den Jugendlichen auch mehr gewünschte Emotionen ausgelöst. Wir bedanken uns bei allen, die uns in diesem Jahr begleitet, unsere Arbeit finanziell unterstützt oder durch Mitarbeit den Erfolg erst möglich gemacht haben.
Politik in Aktion
CAFÉ EUROPA
Die Idee entstand mit unserer französischen Praktikantin, die eigens zu unserem „Fairen Wahlcafé“ zur Bundestagswahl 2013 nach Düsseldorf gekommen war. Die Ministerin für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien Dr. Angelica Schwall-Düren war begeistert und unterstützte das Projekt sowohl finanziell als auch ideell: Mit zweisprachigen Plakate und Flyer, der Webseite www.vote14.eu und sehr viel persönlicher Ansprache.
Trotzdem war es schwer, Schulen für das Projekt zu gewinnen, weil sie die Bundestagswahl bereits intensiv behandelt hatten. Außergewöhnlich gut wurde der Ideenwettbewerb angenommen, bei dem auch ein Zukunftsprojekt von FRIEDENSBAND entstand: Politik in Aktion.
Filmarbeit
FILM IN AKTION
Es hatte so sehr geregnet und es war stürmisch. Aber die SchülerInnen des Leo-Statz-Berufskollegs ließen sich davon nicht beeindrucken. Sie wollten ihre Friedensaktion für Palästina und Israel mit ihrem Peacezeichen durchführen. Wortlos sahen sie konzentriert auf das Peacezeichen bis es auf die vorbeigehenden Leute wirkte.
In den Wochen zuvor gab es eine oft harte Auseinandersetzung mit den Realitäten in Nahost. Zusammen mit Itay Ron, unserem israelischen Mitarbeiter und Robert Krieg, Autor des Filmes „Kinder der Steine – Kinder der Mauer“ entwickelte sich eine realistische und unverkrampfte Sicht auf die Dinge. Sie machten nicht schöner, was im Gaza-krieg passierte, öffnete aber für eine Friedensinitiative für beide Seiten.
Projekte mit dem Landesjugendamt
Zuwanderung und Rassismus: „Wir brauchen euch!“
Der Titel macht schon deutlich, worum es geht. Im Zeichen erhöhter Zuwanderung muss sich unsere Gesellschaft damit auseinandersetzen, wie sie den Menschen begegnen will, die zu uns kommen. Das war angesichts des hohen Anteils von Kindern mit Migrationshintergrund eine Herausforderung.
In der Gemeinschaftshauptschule Mönchengladbach konnten wir mit einer Klasse 7 eine Projektwoche durchführen. Die Klasse brauchte zunächst intensive gruppenfördernde Methoden, weil sie komplett neu zusammengesetzt war. Am Ende aber konnten die Jugendliche stolz ihre Projektergebnisse der Presse und den vielen PolitikerInnen bieten. Schön war ein Detail: Ein Flüchtlingsmädchen aus Syrien war erst wenige Tage in der Klasse und konnte sich noch nicht verständigen. Unsere Anweisung an die Mitschüler, ihr durch Mimik und Gestik und häufiges Wiederholen das aktuelle Geschehen zu vermitteln nachte allen Beteiligten viel Spaß und führte zur frühen Einbindung des Mädchens in die Klassegemeinschaft. Bild rechts
Als zweite Projektklasse konnten wir die Klasse 9c der Realschule Kerpen gewinnen. Bereits mit dem Erarbeiten der von uns vorbereiteten ´Zuwanderungs-geschichten begann eine intensive Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte. In der Klasse wurden viele Fragen gestellt und beantwortet. Wo sind wir zu Hause. Es gab bittere Klagen, dass sie nirgends eine Heimat haben, nicht in der Heimat ihrer Eltern, nicht in ihrer Familie und erst recht nicht in der deutschen Gesellschaft. Aber aus dieser bitteren Erkenntnis wurde in unseren Workshops eine starke Bewegung für ihre eigenen Vorstellungen von Kultur und Heimat. Es begann in der Klasse mit 10 Kulturmínuten pro Woche, die von den Jugendlichen gestaltet werden und führt hin zu einem Tag der Kultur im nächsten Jahr.
Projektbeschreibung: Zuwanderung und Rassismus
Entwicklungshilfe und HartzIV „Selbst schuld!?“
Dieses Projekt hätte eine Oberstufe gut wissenschaftlich bearbeiten können. Wir haben es mit zwei 5. Klassen einer Hauptschule gestartet und haben alles erreicht, was uns wichtig war. Die Kinder haben sich mit der Entwicklung von Kindern in Pakistan auseinander gesetzt und ihren Zukunftschancen.
Das Thema Entwicklung gingen wir mit den fußballnähenden Kindern an. Grundlage war die Szene im Film „Balljungs“, in dem die arbeitenden Kinder von ihrer Situation und der ihrer Familie erzählten. Da war nicht viel Aussicht auf positive Entwicklung.
Die Kinder in der Hauptschule malten Plakate, mit denen sie den Arbeitgebern ihre Forderungen präsentieren wollten. Dazu mussten sie sich intensiv in die Situation der pakistanischen Familien hineinversetzen und ihre Forderungen formulieren. Ein Effekt war, dass die Gruppengespräche auch in ihre eigene Situation hineinragten – und die hatte viel mit HartzIV zu tun.
Wie schwer die Arbeit der Kinder in Pakistan ist, konnten die Kinder der Klasse 5b am eigenen Leibe feststellen. Das Nähen eines Balles ist doch viel schwerer, als sie gedacht hätten. Sie überlegten, dass ein Ball, den sie in dem Tempo nähen würden, erst nach zwei Tagen fertig wäre.
Während die einen sich im Nähen des Fußballes versuchten, überlegten sich die anderen, wer denn eigentlich den großen Gewinn macht, der zwischen dem Lohn für die Arbeiter in Pakisten und dem Verkaufspreis eines Fußballes im Laden hier liegt. Wer bleibt hier arm und wer wird hier reich?
DIE FALLE
Wir hatten seit mehreren Jahren das Projekt „Angst-Orte suchen“ im Programm. Das haben wir in diesem Jahr abgewandelt und „Die Falle“ genannt. Sowohl die Einrichtungen wie auch die Jugendlichen sind auf diesen Titel ganz anders angesprungen. Unter „Falle“ lässt sich alles einbauen, was Jugendliche in eine schwierige oder lebensbedrohliche Situation bringen lässt.
Hayat Mia, Streetworker in Mönchengladbach hat die Jugendlichen motivieren können, sich erst intensiv mit Fallen weltweit zu beschäftigen und dann auf ihre Umgebung zu sprechen zu kommen. Die Präsentation ihrer Umfrageergebnisse vor Bürgermeisterin Petra Heinen-Dauber war beeindruckend. Die Jugendlichen erklärten ihr die Stadt von unten: Dort ein Tunnel, der zu dunkel ist und da ein Ort, wo trinkende Männer gerade den Mädchen angst machen und Straßen wo gerast wird. Alles war auf einen Stadtplan aufgezeichnet mit entsprechenden Lösungen, die sich die Jugendlichen ausgedacht hatten. „Das sind wertvolle Hinweise für die Ämter und die Polizei“, war sich die Bürgermeisterin sicher. Viele Hinweise kannte sie natürlich als Dauerprobleme, wie sie jede Stadt hat. Am 17.12.2014 trugen die Jugendlichen die Ergebnisse zusammen: Zwei Dauerblitzer sorgen an einem gefährlichen Straßenabschnitt jetzt für Beruhigung.
In der Comenius-AG in der Martin-Luther-King Gesamtschule Ratingen beschäftigen sich die 16 Jährigen mit Zukunft als Falle. Dabei waren sie aber schnell auf das Thema Religion und Konflikte gekommen, weil dies der Mehrheit der AG, die mehrheitlich aus Muslimen besteht, auf den Nägeln brennt. Da war der Nahost-Konflikt ebenso interessant wie die Frage nach Respekt vor Religionen hier in Deutschland. Die Forderungen an die deutsche Gesellschaft und die an die eigene Community wurde abwechseln beleuchtet. Wo ist ein Ausgleich möglich, weil die Befürchtung, dass sich religiöser Konflikte in Zukunft verschärfen könnten, geäußert wurden. Wie können wir in Zukunft miteinander leben, dass jeder seine Religion und seine Bräuche ausüben kann? Die Auseinandersetzung hat nicht zu einem Endpunkt geführt, wohl aber zur Stärkung der muslimischen SchülerInnen. Die wollen bei der nächsten Abifeier den muslimischen Anteil im Gottesdienst verstärken.
Mädchenbeschneidung
Runder Tisch NRW gegen Beschneidung von Mädchen
Seit nun acht Jahren besteht der „Runde Tisch NRW gegen Beschneidung von Mädchen“. Er bringt Vertreterinnen und Vertreter von Politik, Ministerien, Behörden, Berufsverbänden, Menschenrechtsorganisationen und Beratungsstellen zusammen. Die Treffen dienen dem Austausch und der Vernetzung.
2014 stand die Vernetzung mit politischen Institutionen und die Zusammenarbeit mit der Landesregierung im Vordergrund. Was können die PolitikerInnen tun, um Beschneidung zu verhindern und den betroffenen Frauen und Mädchen zu helfen. Deswegen wurde der „Runde Tisch NRW“ von den Abgeordneten in den Landtag eingeladen. Das Thema: Arbeit der Jugendämter.
Arbeitskreis Mädchenbeschneidung
Nach langen Bemühungen hat sich Anfang des Jahres ein Arbeitskreis aus ehrenamtlich wirkenden Aktiven gegründet, der notwendige Projekte verwirklichen möchte. Erste Zielrichtung sind die Krankenhäuser, in denen es immer noch zu bedrohlichen Situationen für betroffene Frauen kommt, weil das medizinische Personal auf die mit der Schwangerschaft verbundenen Probleme oft nicht eingerichtet ist. Diese Arbeit braucht Unterstützung! Spendenkonto: GLS-Bank, IBAN DE11 4306 0967 4003 1362 03.
Kinderarbeit auf Tabakfeldern
Nikotinkinder-Ausstellung unterwegs
Die vom Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales gestartete Ausstellung gegen ausbeuterische Kinderarbeit wanderte 2014 weiter durch NRW. Mit dabei ist unser Rollup zum Thema Kinderarbeit auf Tabakfeldern.
Tabakindustrie reagierte
Die Auseinandersetzung der Jugendlichen mit der Tabakindustrie brachte Ergebnisse: Auf die Briefe der SchülerInnen antworteten die Tabakkonzerne – natürlich nicht im Sinne der Jugendlichen. Die wollen die Auseinandersetzung fortführen.
Kindersoldaten
Sitzung im Landtag NRW
Ende 2013 hatten wir das Projekt „Kinder sind keine Soldaten“ in der Freiherr-von-Stein-Realschule in Düsseldorf abgeschlossen. Aber die beiden Abgeordneten waren so begeistert, dass sie die Kinder zum Red-Hand-Day in den Landtag einluden. Dort haben wir dann beschlossen, dass 2015 die Aktion im Landtag stattfinden sollte. Am 28. und 29. Januar werden zwei Schulklassen im Landtag die Abgeordneten ansprechen.
Red Hand Day in Berlin
Vor dem Reichstagsgebäude demonstrierten viele Kinder zusammen mit dem Bündnis Deutsche Kindersoldaten gegen den Missbrauch von Kindern in Kriegen.
Salzmannbau wird 20
Das Gebäude, in dem FRIEDENSBAND sein Büro hat, feierte sein 20jähriges Jubiläum. Eigentlich ist das Gebäude über 100 Jahre alt und war das Verwaltungsgebäude der Firma Jagenberg. Vor 20 Jahren konnten dann in das großzügig sanierte Gebäude die Vereine, KünstlerInnen und StudentInnen einziehen. Vor 10 Jahren konnte auch FRIEDENSBAND hier sein Büro beziehen. Zum Jubiläumsfest organisierten wir die Aktion Rote Hand, an der auch Jugendamtsleiter Johannes Horn teilnahm und sich gegen den Missbrauch von Kindern in Kriegen aussprach.
Bundeswehr wirbt unfair
Die Nachwuchswerbung der Bundeswehr zielt auf die Teenies: Mit Begriffen wie „Action“, „Adventure“, „Team-Challenge“ und „Sport am Strand“ wirbt die Bundeswehr – wie bereits 2012 – aktuell wieder im Jugendmedium Bravo für ihre sogenannten Adventure Camps. FRIEDENSBAND rief zum Protest auf.
Resozialisierung
Arbeit im Jugendarrest Essen
Auch 2014 haben wir die Workshops im zweiwöchentlichen Rhythmus durchführen können. Sonntags morgens arbeiten die Jugendlichen zu Themen wie Verschuldung und Menschenrechte. Finanziert durch die Justizvollzugsanstalt Essen.
Rassismus
Im Leo-Statz-Berufskolleg Düsseldorf führte FRIEDENSBAND Workshops zu den Themen Kindersoldaten und Rassismus durch. Bei einer Befragungs-Aktion kamen unsere FLIP-Kameras zum Einsatz. Zum Schluss bekamen wir schönes Kompliment von der Lehrkraft: „Ihr engagierter, aufrichtiger Dialog mit den Schülerinnen und Schülern hat mich beeindruckt, und ich bin mir sicher, dass sich dadurch in den Köpfen was bewegt hat.“
Fairer Handel
Verkaufsaktion bei REWE
Nicht ganz alltäglich bei FRIEDENSBAND, aber von allen Seiten begrüßt: Die 5.Klässler der Hulda-Pankok-Gesamtschule Düsseldorf haben in Workshops zum Thema Kinderarbeit auf Kakaoplantagen Transparente gefertigt. Damit machten sie vor und im REWE-Geschäft Werbung für fair gehandelte Produkte. Das machten sie sehr geschickt und erreichten mit ihren eindringlichen Schilderungen der Notlage von Kindern in der Elfenbeinküste viele Menschen.