Bilanz 2016
Jugendliche Flüchtlinge
Klima – eine Falle?
Die geflüchteten Jugendlichen in drei Integrationsklassen (zwei Hauptschulen) erforschten die Klimaprobleme und die damit verbundenen Fluchtgründe. Diese hatten sie teilweise am eigenen Leibe erfahren. Die Beschäftigung damit machte vielen die unmittelbaren Zusammenhänge klar.
Über weite Strecken war die Kommunikation mit Deutsch nicht möglich, da die Flüchtlinge oft erst ein halbes Jahr in Deutschland waren. So war es ein großes Sprachengewirr und gleichzeitig eine große Einigung auf das Wesentliche: Klimaprobleme sind in vielen Ländern die Auslöser für Kriege.
Kongress “Angekommen – und nun?”
In unzähligen Kongressen und Tagungen zerbrechen sich Expert*innen den Kopf über diese Jugendlichen. Aber sie, die Jugendlichen, sind die eigentlichen Expert*innen, weil sie Erfahrungen gemacht haben und mitbringen, die wir nicht haben. Sie haben in der Heimat und unterwegs schreckliche Situationen erleben müssen, haben alles verloren und wurden in eine völlig fremde Umgebung gestoßen.
Dieser Kongress sollte die Jugendlichen anstoßen, nach dem Spruch „Leben und leben lassen“ ihre aktuelle Situation und ihre Zukunft zu erfassen. Im Mittelpunkt wie immer bei uns die Meinungswand: Aus einer 50-Meter-Papierrolle (61 cm breit) wurden passende Stücke geschnitten und zusammen mit dicken Filzschreibern auf den Boden gelegt.
Mit den zugewanderten Jugendlichen hatten wir zuvor im Projekt “Zukunft – eine Falle” Themen erarbeitet, die den Jugendlichen und unserer Gesellschaft auf den Nägeln brennen.
Eingangs wurden breit die Themen „Freiheit“ und „Vorurteile“ diskutiert. Dann wurden vier Arbeitsgruppen gegründet. Alles mündete in einer Resolution der Jugendlichen, die die anwesenden Politiker*innen und Journalist*innen in Erstaunen versetzte.
Das Projekt wurde durch den Minister für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien des Landes Nordrhein-Westfalen und Chef der Staatskanzlei als Projekt der europawoche 2016 anerkannt und mit 2000 Euro gefördert.
Das FRIEDENSBAND-Team bestand aus Günter Haverkamp und Thalia Tissen (Idee und Moderation) und Jasmin Malonde, Klara Stein, Tanja Stöffken.
www.friedensband.de/kongress
Flüchtlinge besuchen Flüchtlinge
Mit einer Klasse überlegten wir, was sie selbst tun können, um anderen, neu ankommenden Flüchtlingen zu helfen. Es entstand die Idee, eine Flüchtlingsunterkunft zu besuchen. Es war spannend zu beobachten, wie Jugendliche, die teils selbst noch in einer Unterkunft lebten, teils außerhalb eine Unterkunft gefunden haben, in dieser Situation reagieren würden. Alle nahmen den „Seitenwechsel“ mit viel Empathie war und gingen ein wenig stolzer heraus, wie wir in den folgenden Stunden von ihnen erfuhren.
Tablets für Flüchtlinge
Für ein Projekt mit den Flüchtlingen erfragten wir von der Düsseldorfer Flüchtlingsbeauftragten Miriam Koch eine Förderung von acht Tablets. Die Zusage kam prompt und wir konnte jugendliche Flüchtlinge in Klassen im Lernprozess unterstützen.
Als die Tablets nicht mehr gebraucht wurden, konnten wir sie mit Erlaubnis von Miriam Koch an die Grundschule Max-Halbe-Straße, die Manuela leitet, geben. Dort wird bis heute geflüchteten Kindern der Einstieg im Klassenunterricht zu erleichtert.
Politik in Aktion
Mit zwei Schulklassen setzten wir unser Projekt „Politik in Aktion“ fort. Darin konnten sich die Jugendlichen mit dem Integrationsförderungsgesetz beschäftigen, dass im Landtag NRW 2017 beschlossen werden soll.
Wir hatten dazu bereits 2014 die Landtagspräsidentin als Schirmherrin gewinnen und drei Treffen von Jugendlichen mit Abgeordneten organisieren können.
Förderschule Schwerpunkt Sehen
In diesem Jahr setzten wir das Projekt mit der Klasse 10 der LVR-Karl-Tietenberg-Schule – Förderschwerpunkt Sehen – fort. Es waren spannende Diskussionen im Vorfeld möglich, wo sie sich von der Politik allein gelassen fühlten, was sie sich zutrauen würden, Politiker*innen zu sagen. Nach vier Workshops waren sie merklich mutiger und das Treffen mit der Landtagsabgeordneten Marion Warden war für alle ein Erlebnis.
Gymnasium Mönchengladbach
Mit der Klasse 9c des Franz-Meyers-Gymnasiums Mönchengladbach wurden eingehend die Vorurteile besprochen, die auch heute noch einem normalen Umgang im Wege stehen. Sie beschäftigten sich mit Ausgrenzungsgeschichten.
Wir wählten drei tatsächliche Geschichten: Ein junger Rollstuhlfahrer schreibt in einer Kontaktanzeige, wonach er sich sehnt. Eine Mutter ist verzweifelt, weil ihre Tochter gut zurechtkommt, wenn es nur eine Freundschaft in ihrem Leben gäbe. Ein wütender Behinderter wettert gegen die Politik, die wieder einmal einen Behindertenbeauftragten ernannt hat – ohne dass er von denen gewählt wurde, für die er arbeiten soll. Besonders die ersten beiden Geschichten machten die SchülerInnen betroffen. Wie schlimm muss es sein, wenn die Suche nach Partnern und Freunden so erschwert ist.
Der Besuch im Landtag und die Gespräche mit den Abgeordneten waren dann sehr lebendig.
Kindersoldaten
Auch 2016 wurde, wie alljährlich seit 2012, unsere Aktion Rote Hand von der Kinderkommission im Bundestag durchgeführt. Rechts Kerstin Griese, SPD-Abgeordnete aus Düsseldorf uns langjährige Unterstützerin
NRW-Bündnis gegründet
Wir sind deutschlandweit im Bündnis Kindersoldaten mit vielen Organisationen wie UNICEF, terre des hommes, Kindersoldaten etc. vernetzt. In diesem Jahr haben wir die Aufgabe übernommen, in NRW ebenfalls ein Bündnis rund um die Aktion Rote Hand zu installieren, die übrigens als erfolgreichste Langzeit-Jugendaktion der Welt gilt. In NRW konnten wir erreichen, dass im Bündnis das Jugendrotkreuz, die THW-Jugend, die Landesschüler*innenvertretung und viele weitere Organisationen aktiv wurden.